Was Gläubige anderer Religionen zu unserem Weihnachtsfest sagen.

Aus: Freut euch - von Weihnachtswundern und Feuerengeln. Zeitungsbeilage der Evang.-luth. Kirche in Oldenburg.

Im Dezember 2020 waren die Gottesdienstfeiern nicht nur im Bereich der Evang.-lutherischen Kirche in Oldenburg durch die Covid 19 Pandemie nur sehr eingeschränkt möglich. Die Öffentlichkeitsarbeit der Evang.-Luth. Kirche in Oldenburg hat darum eine Sonderbeilage für alle Zeitungen in ihrem Bereich drucken lassen. Darin finden sich auch Beiträge andersgläubiger Menschen zu unserem Weihnachtsfest.

So lesen Sie unter der jüdischen Gemeinde Delmenhorst einen Beitrag der Jüdin Alina Treiger aus Oldenburg zu Weihnachten und Chanukka  und unter der syrisch-orthodoxen Kirche einen Bericht der aramäischen Christin Emi Aksoy.

Von einer christlich geprägten Buddhistin lesen weiter unten. Weiter finden Sie Erzählungen eines Kopten, eines Jesiden und einen Beitrag aus der Muslimischen Gemeinde.

Nach oben

Weihnachten für eine christliche geprägte Buddhistin

Thu-Ha Do aus Vechta erzählt:

"Seit ich denken kann, feiern wir Weihnachten. Meine Eltern, die vor 30 Jahren aus Vietnam hierherkamen, wollten nicht, dass wir uns ausgeschlossen fühlen.

Ich finde Weihnachten total toll. Anfang Dezember beginnen wir, unser Haus zu dekorieren. Wir haben alles: Adventskranz, Adventskalender, Weihnachtsku­geln und einen Weihnachtsbaum - also das volle Programm. Auch viele buddhistische Freundinnen und Freunde meiner Eltern stellen einen Baum auf, weil sie es schön finden. So wie wir.

Meine Eltern sind Buddhisten, aber sie sind nicht sehr religiös. Anders als meine Oma in Vietnam. Für sie war Vesakh - der höchste buddhistische Feiertag - ein sehr bedeutender Tag. Er erinnert auch an die Geburt und die Erleuch­tung von Buddha - dies entspricht also dem Weih­nachten hier. Aber es gibt noch andere feste Termine. Der wichtigste ist für uns Neujahr und wird eine Woche lang Ende Januar, Anfang Februar gefeiert. Meine Eltern gehen dann in den Tempel nach Hanno­ver, um sich segnen zu lassen. Dort zünden sie Räucherstäbchen an, opfern Essen und gedenken unseren verstorbenen Verwandten.

Ich bin irgendwie eine buddhistisch-christliche Mischung. Denn meine Eltern haben meine Schwester und mich auf eine katholische Schule geschickt. Und so haben wir beides mitbekommen. Ich denke, das hat uns zu weltoffenen Menschen gemacht."

Quelle: Freut Euch - von Weihnachtswundern und Feuerengeln. Sonderbeilage der Evang.-Luth. Kirche in Oldenburg zu den Zeitungen im Verbreitungsgebiet Weihnachten 2020.

Das Vesakhfest (Visakha Puja) ist der wichtigste buddhistische Feiertag und erinnert an die Geburt, die Erleuchtung (Nirwana) und das vollkommene Verlöschen (Parinirvana) desBuddha Siddhartha Gautama. 

Das Fest stammt ursprünglich aus der Tradition des Theravada-Buddhismus (Sri Lanka, Thailand u.a.) und wird heute von Buddhisten in aller Welt als der wichtigste gemeinsame Feiertag begangen. Er dient auch der bewussten Suche der Gemeinsamkeiten und gemeinsamen Wurzeln der unterschiedlichen buddhistischen Traditionen in aller Welt.

Vesakh wurde, in Würdigung des buddhistischen Beitrags zur Weltkultur, 1999 auch von der UN-Generalversammlung als „internationaler Feiertag“ anerkannt. Das Vesakhfest findet als von den Vereinten Nationen anerkannter internationaler Feiertag (Vesak-Day) jeweils am ersten Vollmond des Monats Mai statt.

Nach oben

Ein Kopte erzählt aus seinem Glauben.

Rhousdy Michael ist in Sande zu hause.

Als Christen steht uns Kopten die katholische Kirche am nächsten. Denn der Apostel Markus hatte ab dem Jahr 60 n. Chr. das Christentum in Ägypten verbrei­tet - und koptisch bedeutet ja ägyptisch. Deshalb ist vieles ähnlich. Doch in drei Dingen unterscheiden wir uns gewaltig: Wir glauben nicht an das Fegefeuer, nicht an die Unfehlbarkeit des Papstes und auch nicht an die unbefleckte Geburt Marias.

Aber natürlich feiern wir Weihnachten und für unsere Kinder sogar zweimal: einmal am 24. Dezem­ber - wie hier üblich - und dann am 6. Januar, wie alle altorientalischen Kirchen, die sich nach dem juliani­schen Kalender richten.

Wir Kopten fasten vor Weihnachten, bleiben also bis mittags oder nachmittags nüchtern und essen danach nur vegetarisch. Das hat weniger mit Reini­gung zu tun als mit der Vertiefung des Glaubens. Wir bereiten uns dann in den Gottesdiensten und in den Kinderbibelkreisen intensiv auf die Ankunft Jesu vor - in Zeiten von Corona natürlich über Zoom.

Wir tun das selbstverständlich auch äußerlich. Ich schmü­cke dann mein Haus mit Lichterketten, und es gibt einen Tannenbaum. An ihm hängen rote oder gelbe Kugeln, stellvertretend für den Apfel im Paradies. Denn der Weihnachtsbaum symbolisiert für uns das ewige Leben. Mit dem Baum beginnt das Alte Testament und mit ihm endet es.«

Quelle: "Freut euch" - Sonderbeilage zu Weihnachten 2020 in den Zeitungen im Bereich der Evang.-Luth. Kirche in Oldenburg

Nach oben

Ein Jeside spricht über die Fest in seiner Religion

Ilyas Yanc ist im Ammerland zu hause.

Das Jesidentum ist etwa 2.000 Jahre älter als das Christentum. Die Jesiden sind eine ethnoreligiöse Gemeinschaft und stammen ursprünglich aus dem Nahen Osten. Im Zentrum unserer Religion steht Ezid: Er ist der allmächtige Gott, er hat die Erde und sieben Erzengel erschaffen. Der Engel Tausi Melek wird als Stellvertreter Gottes verehrt.

Wir Jesiden feiern das ganze Jahr über viele Feste. In den meisten drückt sich unsere Verbundenheit zur Natur aus und damit zu Gott. Unser höchster Feiertag ist îda Êzî, das Fest zu Ehren Gottes. Das ist unser Weihnachten. Es findet immer an einem Freitag nach dem 14. Dezember statt. In den drei Wochen davor fasten wir jeweils drei Tage lang. Das Fastenbrechen wird eigentlich groß gefeiert. Wenn Corona nicht wäre, würden sich alle dazu im Gemeindezentrum treffen, zusammen mit unseren deutschen Nachbarn. Und dann gäbe es Gebete, Musik, Tanz und Essen bis spät in die Nacht. Aber das findet ja jetzt alles nicht statt. Den Feiertag selbst werden wir in diesem Jahr wohl nur im Familienkreis begehen und nach dem Tischge­bet gemeinsam essen.

Am 24. Dezember ist aber auch bei vielen Jesiden das Haus weihnachtlich geschmückt. Und Geschenke wird es auch unterm Weihnachtsbaum geben. Mein dreijähriger Sohn bekam dieses Jahr seinen ersten Adventskalender. Allerdings hat er das Prinzip nicht verstanden und gleich alle Türchen aufgemacht.

Nach oben

Feiertage im Islam - anders als Weihnachten.

Ugur Dalkiran aus Nordenham erzählt.

Die Geburt unseres Propheten Mohammed ist zwar ein wichtiger Tag im Islam. Aber ein richtiger Feiertag ist er nicht: Man geht zur Moschee, betet gemeinsam, rezitiert den Koran und erinnert sich - mehr nicht. Er findet immer am 12. Tag im dritten Monat des islamischen Kalenders statt. Weil sich der am Mond orientiert, hat das islamische Jahr nur 354 Tage und die Festtage verschieben sich.

Unsere höchsten Feiertage sind das Opferfest zum Gedenken an Abraham und Eid al-Fitr, das Zuckerfest, das vermutlich am meisten dem christlichen Weih­nachten ähnelt. Drei Tage lang wird es im Anschluss den Fastenmonat Ramadan gefeiert. Nach dem Gebet in der Moschee isst man ausgiebig mit seiner Familie. Danach besuchen die Kinder die Älteren in der Nach­barschaft. Von denen bekommen sie dann Süßigkeiten, Geschenke und etwas Geld. Zu dem Fest laden wir viele Leute ein und natürlich auch unsere deutschen Nachbarinnen und Nachbarn.

Weihnachten feiert meine Familie nicht, wir stellen auch keinen Baum auf. Es wäre ja nicht echt. Aber ich gratuliere natürlich meinen deutschen Kollegen dazu. Einmal bin ich mit einem türkischen Verwandten an einem Sonntag in die Kirche gegangen. Da war vieles ähnlich wie bei uns in der Moschee. Vorne stand ein Priester, so wie bei uns der Iman, und gemeinsam gebetet wurde auch. Das fand ich interessant.

Quelle: "Freut euch" - Sonderbeilage zur Weihnacht 2020 in den Zeitungen im Bereich der Evang.-Luth. Kirche in Oldenburg.

Nach oben

Dies ist eine OpenStreetMap Karte. Wenn Sie auf diese Karte klicken, stimmen Sie der Datenschutzerklärung der OpenStreetMap Foundation (OSMF) zu. Außerdem stimmen Sie unserer Datenschutzrichtlinie zu.