Die Teilungsmaße für die Siedlungswilligen in Annenheide
Nach der Vermessungs-Designation (Bestimmung) enthält die Gemeinheit:
an Grünte 214 Jück 87 Quadratruten
an Heide 2125 Jück 127 Quadratruten
an Moor 121 Jück 14 Quadratruten
Unnutbarem 16 Jück 21 Quadratruten.
An Interessenten aus dem Amte Ganderkesee sind ermittelt:
Schlutter 54 Jück
Holzkamp 284 Jück 46 Quadratruten
Sethe 163 Jück 33 Quadratruten
Strudhave 40 Jück
aus dem Amte Delmenhorst
Brauenkamp 3 Jück
Stickgras 242 Jück 108 Quadratruten
Stadt Delmenhorst 174 Jück
zusammen: 961 Jück 27 Quadratruten; so bleibt ein
Überschuss: 1516 Jück 62 Quadratruten.
Das Juck oder Jück war ein Flächenmaß im Herzogtum Oldenburg, im Besonderen ein Ackermaß. Der Begriff ist mit Geviertrute identisch. Es existierte ein altes, das 400 Geviertfuß entsprach und ein neues Maß mit nur 324 Geviertfuß.
Nach dem alten Maß waren 356 Juck oder Ruten ein Morgen. 59 ⅓ Juck entsprachen 1 Hund.
Außer den vorstehend genannten Abfindungsansprüchen machten aber mehrere Bauern noch besondere Berechtigungen geltend, so u.a.:
- Baumann Christian Friedrich Plate Erben zu Langewisch auf die Viehtrift in der Annen-Gemeinheit für 15 fremde Beester und 6 Fohlen und ihre eigenen. Sie glaubten diesen Anspruch aus einer Landbeschreibung von 1684 herleiten zu können!
- Der Baumann Johann Hinrich Pundt zu Hasport erhob Anspruch auf eine besondere Berechtigung zur Schaftrift und zum Heidemähen bis zu den Annen-Häusern. Er bezieht sich zur Begründung dieses Anspruchs auf eine Schrift, in der seinem Vorgänger Christian Hinrieb Thöle bei der Auseinandersetzung der Stadt Delmenhorst mit den umliegenden Ortschaften vom 20. Mai 1776 die Berechtigung zuerkannt worden sei.
- Hermann Brinkmann Erben, jetzt Johann Friedrich Brinkmann: Er trage die Lasten wie die übrigen Brinksitzer und müßte nach diesem Verhältnis abgefunden werde. Die Stelle sei ihm in den 1780er Jahren consentiert (bewilligt) worden und halte etwa 3 Jück (knapp 1,5 ha). Die Ämter und die Teilungskommission schlagen vor, den Erben des weyl. Chr. Friedrich Plate zu Langewisch21 Jück und dem Johann Hinrieb Pundt zu Hasport 40 Jück zu bewilligen.
Auch auf den von dem Baumann Pundt zu Hasport in Anspruch genommenen Weg durch die Annenriede (jetzt Hasporter Damm) wird, soweit tunlich, Rücksicht genommen werden. Der Hasporter Damm, jetzt eine Hauptverkehrsader, war damals noch keine öffentliche Straße.
Nach der Berücksichtigung aller Ansprüche und Abfindungen verblieb noch ein staatlicher Überschuß von 253,8 ha.
Aus diesem Überschuß erhielten im Bezirk Annenheide 11 Grundeigentümer (meist Brinksitzer) Zulagen von insgesamt 70 Jück. Für 23 neue Anbauerstellen wurden 248 Jück verwendet. Mit diesen 23 Neubaustellen wurde unser Heimatdorf Annenheide gegründet. Außerdem gab es noch besondere Zuweisungen.
Wie es zu den ersten Eigentumsflächen gekommen ist.
Diedrich Mester hat das für seine Familiengeschichte 1981 recherchiert.
In einem Bericht vom 6. Juni 1840 der Ämter Delmenhorst und Ganderkesee und des Gemeinheitskommissärs Nieberding an die Groherzogliche Kammer heißt es:
Schon unterm 24. September 1816 wurde von Großherzoglicher Kammer die Teilung der Stickgraser Gemeinheit dekretiert (angeordnet), wobei sich bei der am 16. Juli 1817 vorgenommenen Grenzregelung ergab, daß diese Gemeinheit in zwei besondere Abteilungen zerfiel, nämlich in die Brandgemeinheit und in die Annen-Gemeinheit, deren jede ihre besonderen Interessenten hatte. Die Stickgraser Brandgemeinheit ist im Jahre 1839 geteilt worden.
Die Teilung der Annen-Gemeinheit war erst nach einer Auseinandersetzung zwischen Oldenburg und Hannover über das Mitweiderecht der Stadt Delmenhorst und der oldenburgischen Bauerschaften einerseits und der hannoverschen Bauerschaften andererseits möglich. Durch den Grenzvertrag vom 7. Juni bezw. 7. August 1837 wurde die durch eine Generalteilung ermittelte Compascualgrenze als Landesgrenze bestimmt.
Nach einer Auseinandersetzung mußten noch die Interessen der verschiedenen in der großen Gemeinheit berechtigten Gemeinden und Privatleute ermittelt werden.
Um die Ansprüche kennen zu lernen, war eine "Convocation" (Zusammenberufung) erforderlich. Nach gehöriger "Proclamation" (Bekanntmachung) wurde von der Teilungskommission am 27. Juni 1839, nachmittags, in Lübkes Gasthaus am Tiergarten bei Delmenhorst ein Angabetermin abgehalten.
Zu den vielen geladenen Interessenten gehörten u.a. die im Bezirk Hasport-Stickgras schon ansässigen Einwohner:
- 73 Martin Pundt zu Hasport, jetzt Johann Hinrich Pundt,
- 78 Johann Welling,
- 82 Hermann Brinkmann Erben, jetzt Johann Friedrich Brinkmann.
Die drei genannten Hofbesitzer waren die einzigen, deren Höfe schon vor der Gemeinheitsteilung im Bezirk der späteren Schulacht Annenheide bestanden.
In dem Bericht vom 6. Juni 1840 werden weitere Einzelheiten aufgeführt: