Die Annenheider Schule hat eine lange Geschichte

Diedrich Mester berichtet von der Zuweisung 1846

Von den 23 vorgesehenen Neubau Placken des im Amte Delmenhorst belegenen Tei!s der Annenheide ist als letzter der Placken Nr. 320 zugeteilt worden. In dem Verteilungstermin am 10. Juli 1846 in Pundt's Erbhaus zu Hasport blieb dieser Heidplacken mit Moorschlatt in der Größe von 10 Jück und 78 Quadrat-Ruten noch zur Disposition der Großherzoglichen Kammer.

Am 11. Dezember 1851 bat der Heuermann und Musikus Johann Gerhard Runge von Iprump um Einweisung dieses Neubauplackens. Zu diesem Gesuch berichtete das Amt Delmenhorst an die Großherzogliche Kammer in Oldenburg wie folgt:

"Das Amt ist geneigt, dieses Gesuch zur Gewährung zu empfehlen, es darf jedoch folgenden Umstand nicht unberührt lassen:

"Einige der Neubauern haben den Wunsch geäußert, daß ein Neubauplacken als Schulplacken zur dereinstigen Erbauung einer neuen Schule reserviert werden möge. Dieser Placken sei wegen seiner Lage am geeignetsten. Daß eine Schule in jener Gegend sehr wünschenswert ist, leidet keinen Zweifel, da die Schule in Stick­gras in bedeutender Entfernung liegt. Das Amt be­fürchtet aber, daß der Zeitpunkt noch sehr weit ent­fernt sein wird, an dem die Anbauer von der Annen­heide, selbst unter Hinzuziehung der nächsten Umge­bung, an die Konstituierung einer neuen Schulacht und die Erbauung eines eigenen Schulgebäudes ernst­lich denken können."

Die Einwohner einer Schulacht (Schulbezirk) mußten das Schulhaus aus eigenen Mitteln errichten und unterhalten. Auch mußten die Eltern der schulpflichtigen Kinder durch Zahlung von Schulgeld für den Unterhalt des Lehrers aufkommen.

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zunächst war das Grundstück umstritten und blieb unbenutzt.

Der Weg bis zum Schulbau war noch lang.

Die Oldenburger Kammer vermerkte am 2,. Dezember 1851, dass auf das Gesuch des Heuermanns Johann Gerhard Runge nicht eingegangen werden könne, da der Placken zur der­einstigen Erbauung einer Schule reserviert werden solle,

Etwa dreizehn Jahre später, am 27, September 1864, be­richtete das Amt an die Regierung in Oldenburg:

"Die Entscheidung der Kammer hat bei den Anbauern die Meinung aufkommen lassen, daß der Placken bereits zu ihrer künftigen Schule gehöre. Sie haben schon vor mehreren Jahren damit angefangen, den Placken gegen die anstoßenden Wege zu befriedigen, sonst ist jedoch der Placken ganz ungenutzt und unkultiviert geblie­ben. Eine Trennung von der entfernten Stickgraser Schule und die Gründung einer eigenen Schule für die Kolonie Annenheide konnte bisher nicht verwirklicht werden, weil die dürftigen Verhältnisse der neuen Anbauer die Unterhaltung einer besonderen Schule nicht gestatten.

Bei der großen Entfernung der meisten an der hannover­schen Grenze liegenden Anbaustellen und bei der jetzt schon auf über fünfzig angewachsenen Zahl der dortigen Schulkinder, besteht doch wohl kein Zweifel daran, dass die Errichtung einer besonderen Schule in der Gemeinheit, oder einer entsprechenden Einrichtung, stattfinden muß. Noch im verflossenen Jahr ist die Einrichtung einer Winterschule in einem geeigneten Raum zur Sprache gekommen.

Unter diesen Umständen ist es nicht nur zu empfehlen, den Besitz des Plackens zu sicnern, sondern auch einen Ertrag daraus zu suchen und diesen für den künftigen Schulbau anzusammeln.

Das Amt hat mit dem Schulachtsausschuß von Sticksras Rücksprache genommen und da sich gerade jemand gefun­den hat, welcher das Grundstück vorläufig zur Schaf­weide und zur Kultur in Pacht nehmen will, so bittet der Ausschuß um Einweisung des Plackens an die Schul­acht Stickgras.

Mit Rücksicht auf die Dürftigkeit der allein interessierten Anbauer und zur Förderung des beabsichtig­ten guten Zwecks wird um kostenfreie Einweisung ge­beten."

Der Antrag wurde am 20. Oktober 1864 genehmigt.

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Die Einweisung eines vorläufigen Pachtvertrags 1865

So kann das Grundstück genutzt werden und bleibt in Kultur.

 Nun sollten aus Rücksicht auf die Dürftigkeit des Pachtinteressenten Kosten außer Canon· (Grundzins) nicht berechnet werden. Der Anbauplacken wurde am 25, Januar 1865 an die Schulacht Stickgras eingewiesen.

Die Einweisungs-Urkunde wurde am 3. Februar 1865 ausgestellt. Der Text dieser Urkunde wird hier nur auszugsweise wiedergegeben:

Einweisungs - Urkunde

Die Regierung des Herzogthums Oldenburg bestätigt hiedurch, daß der Schulacht Stickgras aus dem Überschusse der Stickgraser Annen-Gemeinheit der Placken Nr. 320 der Karte des Herrschaftlichen tlberschußes der Stickgraser Armen-Gemeinheit, groß 9 Jück 156 Quadratruthen Catastermaß (= 5, 18 ha,) zum Anbau und zur Cultur unter folgenden Bestimmungen bewilligt ist. ...."

Einige besondere Bedingungen enthalten die §§ 11 und 12:

§ 11 Der Placken ist zur Gründung, zur Dotierung und zum Bau einer neuen und besonderen Schule für die Anbauer der Stickgraser Annengemeinheit bestimmt. Die Erbau­ung eines ordentlichen Wohn- und Schulhauses ist jedoch bis dahin ausgesetzt und nachgelassen, wo die obere Schulbehörde die Constituierung einer besondere Schulacht und die Erbauung eines Schulhauses für die Annengemeinheit und die Anbauer auf derselben verordnet.

§ 12 Bei Constituierung dieser besonderen Schulacht, oder bei dem Bau eines Schulhauses in der Armengemeinheit, ist die Schulacht Stickgras verpflichtet, den Placken mit allen daraus wirklich gezogenen Nutzungen an die neue Schulacht oder zum Schulneubau herauszugeben."

Die Einwohner von Annenheide und Annenriede mußten aber noch fast dreißig Jahre warten, bis sie eine eigene Schule erhalten haben. Bis dahin mußten die Annenheider Kinder noch jeden Tag den langen Weg von der hannoverschen Grenze bis zur Schule in Stickgras zu Fuß gehen, egal, ob im Sommer bei großer Hitze, oder im Winter durch tiefen Schnee. Fahrräder oder Schulbusse gab es noch nicht.

Die neue Schulacht Annenheide konstituierte sich erst Anfang der neunziger Jahre. Von da an gehörten Annenhei­de und Annenriede auch nicht mehr zur Bauerschaft Stickgras. Annenheide war nun eine selbständige Bauer­schaft.

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Streit unter den Schulbeiräten über den Schulstandort

Zu Schulbeiräten der Schulacht Annenheide wurden berufen:

  • Friedrich Cordemann von Annenriede,
  • Friedrich Coldewey, Annenriede (jetzt Mahlstedt),
  • Hinrich Wöhler, Annenheide ((jetzt Schweers),
  • Hinriech Diedrich Kohlwey, Annenheide (großer Dirk).

Unser Großvater Johann Diedrich Mester war bereits Mitglied des Schulausschusses Stickgras.

Als es soweit war, daß ein neues Schul- und Wohnhaus gebaut werden sollte, gab es verschiedene Meinungen über den Standort der Schule. Cordemann und Coldewey möchten die Schule auf dem Gelände hinter Cordemann's Haus (jetzt [1981] Firma Eisbrenner) bauen. Damit waren die anderen Beiräte nicht einverstanden. Der Amtshauptmann ließ unseren Großvater, der Mitglied des Schulaus­schusses Stickgras war, kommen, um zu hören, wo die Schule wohl am besten stände. Großvaters Rat war:

"Auf dem Keilgrundstück zwischen den beiden Hauptwegen (jetzt Annenheider Straße und Annenweg)."

Dieses Grundstück gehörte damals Johann Hinrich Pundt zu Hasport. Pundt war mit einem Grundstückstausch ein­verstanden. Darauf gab es abermals Widersprüche. Großvater mußte nochmals zum Amtshauptmann kommen. Dieser entschied:

"Dann soll die Schule dahin, wohin sie gehört, auf den Schulplacken."

Das Schulhaus in Annenheide wurde nach dem Vorbild der Schule zu Altmoorhausen (Gemeinde Hude) gebaut.

Die Beiräte Hinrieb Wöhler und Diedrich Kohlwey wurden zur Information nach Altmoorhausen beordert. Das Ergeb­nis ihrer Dienstreise war:

"So eine Schule soll auch hier gebaut werden."

Sie brachten von Altmoorhausen gleich die Bauzeichnun­gen mit. Die Schule Annenheide wurde auch nach diesen Zeichnungen gebaut.

Zu dem Fundament unter der Erdoberfläche sind mehr Steine verwendet worden, als zum Gebäude über der Erde. Der Bauunternehmer freute sich, denn es wurde nach der Stück­zahl der verbrauchten Steine abgerechnet. Unser Vater hat im Jahre 1893 für die Firma J.J.Twisterling die Steine von der Ziegelei in Dwoberg zur Baustelle in Annenheide gefahren.

Auf dem Richtfest hat Schulbeirat Hinrich Wöhler eine Rede gehalten und sich damit gebrüstet, daß sie (die Beiräte) es durcngesetzt hätten, daß die Schule nun an diesem Platze entstanden sei. Die anwesenden Leute haben ihm Steine an den Kopf geworfen. So etwas gab es auch, damals schon.

Am 3. Mai 1893 wurde das Schulhaus im Verzeichnis der Landesbrandkasse vorläufig mit 11000 Mark bewertet, am 24. April 1894 definitiv mit 10320 Mark. Ebenfalls am 24. April 1894 verzeichnet die Landesbrand­kasse unter der Nr. 111 a das versicherte Gebäude:

"Schweinekofen mit Appartement"  mit einem Versicherungswert von 900 Mark. Durch eine Verbesserung im Jahre 1898 wurde der Wert auf 1020 Mark erhöht.

Das "Appartement" ist wohl allen ehemaligen Annenheider Schülern bekannt.

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Endlich Unterrichtsbeginn 1894 in der Schule Annenheide

alle acht Jahrgänge wur­den gleichzeitig in einem Klassenzimmer unterrichtet.

Ich [Diedrich Mester] erinnere mich noch daran, daß Hermann K .. einmal im "Appartement" die Fenster mit einem kräftigen Strahl "gereinigt" hatte. Zur Strafe mußte er das Gedicht von Emil Pleitner "Oldenburg" auswendig lernen. Er kommen­tierte dann: "Wohin auch mein Fuß vertrieben, ihr sollt nicht an die Fenster m..."

Wie ich schon erwähnt habe, hatte die Schulacht Annenheide am 7. Oktober 1894 die Neubaustelle des Eduard Wendt er­worben. Das Hausgrundstück (Nr. 256) wurde am 18. Nov. 1904 wieder an Johann Kohlwey verkauft. Das unbebaute Grundstück (Nr. 258) blieb im Besitz der Schulacht resp. später der Gemeinde Hasbergen.

Warum die Schulacht den Hof erworben hat, ist nicht bekannt. Vielleicht sollten die Pachteinnahmen zur Instandhaltung des Schulhauses und zum Unterhalt des Lehrers beitragen. Auch sollte wohl der jeweilige Lehrer die Möglichkeit haben, für sein Vieh das nötige Futter zu gewinnen. Die Gehälter der Lehrer waren früher nicht so hoch wie heute. Die Lehrer und auch die Pastoren, der damaligen Zeit mussten zum Teil von den Erträgen einer kleinen selbst betriebenen Landwirtschaft leben. Vor hundert Jahren betrug zum Beispiel das Diensteinkommen des Hauptlehrers der Schule Schlutter-Holzkamp jähriich 735 Mark.

Der erste Lehrer der Schule Annenheide war Georg Died­rich Sprung, er unterrichtete die Annenheider Kinder von 1894 bis 1903. In seinem landwirtschaftlichen "Betrieb" hielt er u.a. zwei Kühe. Sprung ist von hier nach Sandhausen gegangen.

Als Nachfolger von Lehrer Sprung kam Wilhelm Albers nach Annenheide, er wirkte hier von 1903 bis 1908 unru ging dann nach Schierbrok.

Von 1908 bis 1914 unterrichtete Diedrich Imhoff die Annenheider Schüler, Imhoff ist dann von hier nach Deichhorst gegangen.

Die einklassige Schule reichte schon bald nicht mehr aus, die gestiegene Schülerzahl unterzubringen und zu unterrichten. Im Jahre 1911 wurde eine neue zweiklssige Schule gebaut. Im Verzeichnis der Landesbrandkasse ist das neue Haus unter der Nr. 111 b am 29. Nov. 1911 mit 9600 Mark bewertet worden. Das alte Schulgebäude diente von da an nur noch als Lehrerwohnung.

Laut Verzeichnis der Brandkasse ist seit 1912 nicht mehr die Schulacht Annenheide die Eigentümerin der Schulgrundstücke, sondern die Gemeinde Hasbergen. Auch die Lehrer werden nun von der Gemeinde  resp. vom Staat besoldet.

Der erste Unterricht in der neuen Schule wurde im Früh­jahr 1912 erteilt. Zu diesem Zeitpunkt begann auch mein erstes Schuljahr. In den beiden Klassenräumen (Oberklasse und Unterklasse) wurden je vier Jahr­gänge gleichzeitig unterrichtet. Die erste Lehrerin der Unterklasse war Fräulein Anna Kramer, bei ihr habe ich meinen ersten Unterricht erhalten.

Nachdem Lehrer Imhoff 1914 nach Deichhorst gegangen war, übernahm Hauptlehrer Emil Meyer im Juni1914 die Leitung der Schule Annenheide.

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Nach mehrfachen Umbauten wurde 1970 die neue Schule Annenheide errichtet.

Die neuen Wohnsiedlungen in Hasport ließen die Schülerzahlen stark ansteigen.

Hauptlehrer Emil Meyer wirkte hier bis zu seinem Tode am 28. Oktober 1944. Über dreißig Jahre lang hat er für ein gutes Bildungsniveau der Annenheider Schüler gesorgt.

Als die Bauerschaft Annenheide durch die Gebietsreform vom 15. Mai 1933 in die Stadt Delmenhorst eingegliedert worden war, hatte das ländliche Dorfgefüge ein Ende. Bereits im August 1933 wurde die Annenheider Schule ge­schlossen. Die Kinder mußten nach Düsternort zur Schule gehen. Diesen Fehler hat man aber wohl schon bald ein­gesehen, denn im folgenden Jahr wurde die Schule wieder eröffnet.

Als im Jahre 1934 auf dem Hasportgelände eine neue Wohn­siedlung (Wißmann-Straße, Am Anger usw.) entstanden war, genügte durch das schnelle Ansteigen der Schülerzahl die zweiklassige Schule nicht mehr. Das Schulgebäude wurde 1936 durch einen Anbau um zwei Klassenräume erweitert. 1957 folgte ein weiterer Anbau mit zwei Unterrichtsräu­men.

Im Jahre 1970 hat man die alten Gebäude von 1894 abge­brochen. An dieser Stelle entstanden die jetzige Groß­schule und eine Turnhalle.

Aus der früheren kleinen Dorfschule hat sich im Laufe der Jahre die zweitgrößte Schule im Gebiet der Stadt Delmenhorst entwickelt. Das einst unbekannte Annenheide hat jetzt also eine der größten Schulen. Durch die Schulreformen der letzten Jahre wurde die Schule in Annenheide zur "Grundschule" erklärt, es werden hier nur noch die ersten vier Jahrgänge unter­richtet.

Nach dem Abgang von Emil Meyer wurde Heinrich Priegnitz mit der Leitung der Schule beauftragt, er wirkte in Ahnenheide von 1945 bis 1952.

Nach einer kurzen Übergangszeit, die von Klaus Hutfilter überbrückt wurde, folgte Heinrich Schewe (1953 bis 1961). Seit dem 1. April 1961 ist Rektor Heinz Wollny der Lei­ter der Schule Annenheide.

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